Was macht europäische Kultur aus?

„Europa ist kein geographischer, sondern ein kultureller Weltteil“, erkannte auch Oskar Kokoschka.
Zurückblickend ziehen die Bilder des alten Ägypten, die Kulturen des vorderasiatischen Raumes, die Geistesgeschichte und Kunst der Griechen. Römer und die der Kelten und Germanen, aber auch der Araber, vor unseren Augen vorüber. Sie alle haben ihren Platz in der europäischen Kultur und Geistesgeschichte gefunden. Das alte Ägypten hat mit seinen religiösen Vorstellungen das Judentum und  somit das Christentum wesentlich geprägt. Jahrhunderte lang war europäische  Kunst christlichen Inhalten gewidmet. Später durch Aufklärung und Humanismus änderte sich, den gesellschaftlichen Voraussetzungen entsprechend, die Thematik. Europäische Kultur versteht sich durch ihre Kraft. die  Veränderungen zulässt und ihre Grenzen immer wieder weiter steckt.
Ingeborg Bachmann schrieb in den Frankfurter Vorlesungen „Die Kunst ist schon viele Male umgezogen: vom Gotteshaus  in das Haus der Ideale, dann in die Gasse, die nackte Wirklichkeit…. in das Haus der Humanität und in das Haus der Politik ….die Kunst gibt  uns die Möglichkeit zu erfahren wo wir stehen, oder wo wir stehen sollten…. Denn ihre Entwürfe stehen nicht im luftleeren Raum.
Wir und die ganze Welt danken Platon, Sokrates, Aristoteles, Bach Beethoven und Mozart und den vielen bekannten und unbekannten Denkern, Dichtern, Architekten, Malern, Musikern, Wissenschaftlern und Erneuerern, den  „Verwandlern und Vollendern“ aller Jahrhunderte bis heute, die das gigantische Gebäude der europäischen Kultur geschaffen haben. Wenn ich mir dieses Bauwerk „europäische Kultur“ vor Augen halte, fällt mir ein Satz ein, der immer Auslöser für kulturelle  Veränderungen war: „Die wahre Heimat des Menschen ist die Sehnsucht.“ Ein unbekannter, französischer Künstler schuf den Holzstich „Der Wanderer am Weltenrand“ –  symbolisch für Staunen und Ringen des Menschen nach Erkenntnis. Dies gilt vor allem für den europäischen Menschen der zugleich Weltbürger war und ist. Ein herausragendes Beispiel dafür ist Bertha v. Suttner. Der Friedensgedanke wurde durch ihr Buch „Die Waffen nieder“ zum durchschlagenden Gedankengut, das bis heute die Notwendigkeit seiner Aussage, trotz zweier Kriege nicht verloren hat und auch in Zukunft Maßstab für uns ist. Die, von diesem geistigen Europa seit mehr als 3000 Jahren ausgehende Kraft findet man heute auf dem ganzen Globus.
Europäisches hat die Welt erobert -  es ist ein kultureller Weltteil.                                                                         
Copyright Eva Meloun

auch zu finden in gekürzter Form in der Kulturzeitung NÖ "morgen" 1/2020